2019 - FLOATING GARDEN
Stuttgart Market hall
Stuttgart, Germany
Team: Dao Manh Hoan, Leon Kleber, Lass Shamal
Since the 1960s, food has increasingly been purchased in supermarkets, grocery stores and discounters. At the same time, the importance of the markets and market halls that had previously been widespread dwindled. However, an opposite development has recently been observed in large cities and metropolitan areas: In addition to the increasing popularity of organic products, many people are also paying attention to the origin of the food. The desired regionality guarantees, on the one hand, fresher products that are harvested at the optimal point of ripeness, and on the other hand, the consumption of the resources necessary for transport is reduced to a minimum. This led to the situation, which is still unsatisfactory to this day, where, despite increasing demand, there is no place in the city for regional and direct-marketed food. In order to remedy this deficiency, the new West Market Hall is to be built as a fictitious building site on the site of an existing traffic training area in the west of Stuttgart.
Das städtebauliche Konzept
Für den Entwurf einer Markthalle im Stuttgarter Westen am Diakonissenplatz waren zum einen die gegebene städtebauliche Situation, zum anderen das geforderte Tragwerkskonzept für die äußere Erscheinung maßgebend und prägend. Dem besonderen Charakteristikum des Diakonissenplatzes, seiner üppigen Begrünung entsprechend, wird mittels des filigranen, transparenten Stahlskeletts und der Platzierung in einem baumarmen Bereich versucht, das Gebäude hinter den vorhandenen Bäumen zu verbergen, Blickachsen und den natürlichen Charakter des Platzes zu erhalten. Gleichzeitig wird auf die Bestandbebauung insofern reagiert, als das hier die Bauflucht der Rosenberg- sowie der Silberburgstraße aufgenommen werden. Dadurch kann eine, auch durch den im Osten an das Baugrundstück grenzenden verkehrsberuhigten Bereich, großzügig dimensionierte Grün- und Ruhezone, angrenzend an das Dilmann-Gymnasium, geschaffen werden. Gleichzeitig entsteht im Westen eine Anlieferungszone hin zur Silberburgstraße.
Bio-Markthalle Konzept:
Durch eine vertikale Begrünung, einem sogenannten Hydrokultur-System, schaffen wir eine umweltfreundliche, ressourcenschonende Ansiedlung von Nutzpflanzen und lokale Eigenproduktion von verschiedensten Früchten. Das Hydrokultur-System befindet sich im Obergeschoss, leicht hinter die Fassade versetz, mittig an allen vier Gebäudeseiten und wird durch ein handelsübliches Rohrkupplungsgerüst in acht Ebenen gegliedert und getragen. Die Belüftung sowie Temperierung der Pflanzen erfolgt bei Bedarf über vollautomatisch gesteuerte Lamellenfenster. Zur Bewässerung dient Regenwasser welches in einer Zisterne gespeichert wird. Sogenannte OPV-Lamellen (Organic Photovoltaic) versorgen die Markthalle mit umweltfreundlichem Strom. Damit ergibt sich eine nahezu autarke, kostenneutrale Versorgung der Pflanzen mit Wasser und Energie.
Modular Konzept:
Das Haupttragwerk wurde als modulare Konstruktion entworfen und ausschließlich auf der Basis eines zweigeschossigen Moduls geplant, welches beliebig oft und in alle Richtungen dupliziert werden kann und so eine hohe Variabilität in der Formgebung und Anpassungsmöglichkeit auch an Bauorte mit andersartiger Struktur und Raumangebot ermöglicht. Zudem ist durch die Verwendung sich wiederholenden Elemente bzw. Module mit hohem Vorfertigungsgrad eine schnelle und vergleichsweise kostengünstige Montagegewährleistet.
Laudatio der Jury
In herausragender Art und Weise entwickeln die Verfasser das Konzept einer innovativen Markthalle, welche sowohl die gesellschaftlich-sozialen als auch zukünftige Anforderungen an energie- und ressourcensparendes Bauen nachhaltig adressiert. Selbstverständlich und leicht erfolgt die Platzierung des zweigeschossigen, quadratischen Baukörpers mitten im urbanen Stadtraum des Stuttgarter Westens. Zugänglichkeit und Erreichbarkeit und ebenso das Aufzeigen nachhaltiger Lebensmittelproduktion ist ein Angebot an die Stadtgesellschaft: Die Markthalle ist nicht nur Ort des Handels und der Kultur, sondern beherbergt im
1. Obergeschoss den geschlossenen Kreislauf einer lokalen Lebensmittelproduktion. Das vorgeschlagene Hydrokultur-System nutzt eine natürliche Belichtung und Belüftung sowie das gesammelte Regenwasser für die Bewässerung. Eine PV-Anlage auf dem Dach generiert Energie für die Versorgung der des Hydrokultur-Systems. Die angebauten Produkte kommen so auf kurzem Wege zum Bürger, dem die Architektur eine einladende Geste entgegenstreckt: Offenheit und Transparenz. Ermöglicht wird dies durch die kluge Ausnutzung des Materials Stahl, durch ein virtuoses Kombinieren der Halbzeuge zu einem effizienten Baukastensystem. Jedes Tragglied ist material- und ressourcenoptimiert ausgeführt, die Baukonstruktion berücksichtigt Aspekte leichter Montage und Wiederverwendbarkeit. Durch die Modularität des Systems sind zudem vielerlei Anwendungsbeispiele und Grundrisskonfigurationen möglich. Neben dieser hohen Flexibilität kann der Gestaltung des Stahlbaus sowie der bekleidenden Bauteile eine insgesamt sehr hohe gestalterische Qualität attestiert werden.
Die Überdachung des zentralen Platzes erfolgt mit einer leichten und transluzenten Membrankonstruktion, welche sich einfach am gewählten Stahl-Skelettbau verankern lässt.
Sie überspannt den zentralen Ort, der als städtischer Kulturort genutzt werden kann. Diese soziale Multifunktionalität ist herauszuheben. Entsprechend reagiert die Fassade im Erdgeschoss, bei der sich die Flügel völlig öffnen lassen, um so auch den Außenraum in die Nutzung zu integrieren.
Mit Ihrer klugen Positionierung, der breiten funktionalen Mischung, der hohen architektonischen Qualität und dem exzellent ausgeführten Stahlbau führt die Arbeit vorbildlich auf, wie eine leichte und nachhaltige Architektur mit Stahl im Sinne der zirkulären Wertschöpfung der Zukunft aussehen kann.